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SFR3 ? Wildtiere als Haustiere

Dieses Thema im Forum "Tiefgründiges" wurde erstellt von ch.koenig, 21. August 2013.

  1. ch.koenig

    ch.koenig Guest

    Radio hören kann anstrengen. Vor allem, wenn auf dem Sender die jungen Mods freien Auslauf bekommen: gnadenlos aufgestellt, ohne Angst vor dem Plattwalzen jedes Themas, vorzugsweise mit inkontinentem Mundwerk jeden Winkel ausleckend. Das kann man goutieren oder nicht.
    Kommen Fachleute zu Wort – des Tiefgangs wegen oder weil schlicht die Primärkenntnisse fehlen - erwartet der Hörer allerdings keine verbalen KO-Schläge. Was ich meine?
    Sara Wehrli vom Schweizer Tierschutz in der Dauerberieselung zu exotischen Tieren in den Schweizer Haushalten vom 20.08.2013, ca 16.15:

    Wildtiere lassen sich in Gefangenschaft nicht artgerecht halten. Die Zoos etwa halten Wildtiere tiergerecht.

    Immerhin gibt es von der gleichen Dame dieses mildere Urteil
    http://www.tierschutz.com/media/pc2012/260912.html
    Und da war doch noch die Frage des Mods, ob z.B. die Haltung eines Pottwals verboten sei? Antwort: generell gibt es keine Verbote, sofern die Haltungsbedingungen artgerecht sind …
    http://www.srf.ch/radio-srf-3/highlights/srf3zoo-die-wilden-tiere-der-srf-3-hoerer
    Ach Gott, ist das lustig.
    Ich gestehe: als Aquarianer bin ich verwirrt. Zierfische sind Wildtiere. Hat die Fachfrau die mal ausgeklammert oder meint sie die auch? Dann könnte ich meine Pfleglinge gar nicht artgerecht halten, höchstens tiergerecht sofern ich aus dem Fischkeller einen Zoo mache.
    Jetzt grüble ich über eine Selbsthilfegruppe für Alt-Aquarianer nach. Mit Sarah als Leiterin.
    Gruss Charles
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 21. August 2013
  2. Seeländer

    Seeländer

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    Sehr amüsant, frage mich ob ich dann auch eine Selbsthilfegruppe bräuchte oder mir einfach dieses Wissen heute Abend wegsaufen soll...
     
  3. PixieP

    PixieP

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    Ich habe die Sendung nicht gehört. Weil aber ein "milderes Urteil" auf der Internetseite zu finden ist, lässt mich darauf schliessen, dass die Frau nach deiner Angabe in einer Livesendung nicht eine gute Präsenz darstellt.

    Aber sich darüber lustig zu machen und schlecht darzustellen ist nicht besser. Das lässt dich auch in einem schlechten Licht erscheinen Charles.
     
  4. ch.koenig

    ch.koenig Guest

    Hallo Pixie
    du scheinst den Sinn des Ganzen nicht verstanden zu haben. Es ist nicht lustig, sondern blamabel, was sich ein öffentliches Medium leistet. Es wird nämlich eine Fachfrau zu Aussagen verleitet, die sie sonst nicht unterschreiben würde. Das ist professioneller Journalismus im Sinne eines heute vorherrschenden Konsensus in der Branche, der da heisst: möglichst pointierte Aussagen, die das Interesse anheizen. Ich gehe davon aus, dass der Moderator mit der Frage nach dem Pottwal sein Ziel erreicht hat. Er hat auch prompt eine sachlich falsche Antwort erhalten: es gibt nach Tierschutzgesetz verbotene Tierarten. Für die gibt es auch keine Ausnahme bei einem Nachweis einer artgerechten Haltungsmöglichkeit. Eine Ausnahme gäbe es allenfalls bei Nachweis einer wissenschaftlichen Notwendigkeit für eine Art. Die tiergerechte Haltung in einer wissenschaftlichen Anordnung ist wieder eine andere Frage.
    Lustig ist hier gar nichts, auch wenn versucht wird, witzig zu sein. Schriftlich hätte es eine solche hanebüchene Antwort auf eine hanebüchene Frage wohl nicht gegeben.

    Für die Aquaristik ist die Aussage zu "artgerecht" und tiergerecht" viel wichtiger. Denn das Statement ist nicht gefiltert und drückt sehr genau die Meinung der Tierschützer aus: Wildtiere sind nicht artgerecht zu halten. Punkt. Und: es gibt Zoos, die die Tiere tiergerecht halten. Was heisst: Private halten Wildtiere nicht tiergerecht, von den professionellen Institutionen auch nicht alle, siehe Website. Die Formulierung ist da aber wieder milder. Das hat nichts mit anderen Tatsachen zu tun, sondern ist Taktik: die Zoos vor den Kopf stossen? Geht nicht, also muss rhetorisch das Zückerchen "artgerecht" her.
    Das ist nicht lustig, aber wahr für Säugetiere. Ist es das auch für die Aquaristik?
    Eine völlig undifferenzierte Sichtweise. Es mag dahin gestellt sein, ob die Differenzierungen einfach der professionellen Rasenmähermehtode des Mediums Radio zum Opfer gefallen ist oder nicht. Als Aquarianer habe ich zwei Möglichkeiten: ich akzeptiere die Meinung der Tierschützerin als objektiv richtig und höre mit der Fischhaltung auf oder ich ignoriere sie als nicht relevant, da sachlich falsch.
    Um mich entscheiden zu können, muss ich erst mal den Begriff "artgerecht" geklärt haben. Das ist nicht einfach, denn schon beim Parameter "Wassermenge" pro Fisch in der Wildbahn ziehe ich mit meinem Aquarium den Kürzeren. Es sei denn ich pflege einen afrikanischen Killi, der zeitlebens mit wenig auskommt in 1000 lt.

    Das ist nicht lustig, das war ironisch gemeint. Denn zum Lachen ist mir gar nicht. Zur Erinnerung: national gesendet, unwidersprochen. So werden Meinungen gebildet.

    Du kannst Dir Ähnliches hier anschauen
    http://aquarium.ch/forum/showthread.php?t=79763
    Immerhin hat sich der Autor nach meiner Intervention bei der Zeitung mit meiner detaillierten Kritik auseinander setzen müssen. Was mit seiner schriftlichen Aussage endete: ich hätte besser vorher mit Ihnen geredet. Davon hat die Aquaristik nichts, der Schaden ist da und wird von der Zeitung nicht verantwortet.

    Noch ein Wort zur Bequemlichkeit des Aquarianers: Gesetze regeln Tatbestände in diesem Bereich recht pauschal. Die Verordnungen machen es detailliert. Und die werden von Fachleuten vorbereitet. Es dürfte unter ihnen nicht viele Aquarianer geben.
    Wohin das führt, lösst sich in der EU verfolgen. Das ist weiss Gott nicht lustig.

    Für die Schweiz kannst Du mal hier nachlesen: es ist die Rede von "tiergerecht" im Tierschutzgesetz
    http://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20080796/index.html
    Wenn Du auf der Seite "artgerecht" eingibst", wirst Du lauter PDF's finden mit Anleitungen zur Haltung von Tieren.

    Bleibt die Frage: ist die Haltung von Wildtieren in Gefangenschaft etwas, das der Art überhaupt gerecht wird oder können wir allenfalls Bedingungen schaffen, die dem einzelnen Tier gerecht werden? Zu dieser Fragestellung gibt es sicher auch hier fundierte Meinungen.

    Gruss Charles
     
  5. PixieP

    PixieP

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    Hallo Charles,

    nach deinem letzten Beitrag kann ich sagen, ich habe es schon richtig verstanden. Die Kompetenz von Frau Wehrli ist auch in meinen Augend ungenügend.

    Insbesondere, dass sie nicht nur Flüchtigkeitsfehler macht, sondern wiederholt falsch antwortet finde ich untragbar. Man würde vom STS mehr erwarten. Vor allem wenn man sich jahrelang intensiv mit der Tierhaltung befasst und dann auf eine solche Weise vor den Kopf gestossen wird, ist der Ärger wirklich gross. Wenn man hinter die Kulissen blickt, sieht man, dass nicht nur fachliche Kompetenz sondern häufig die Ethik der Mitarbeiter in solchen Organisationen Beweggrund für ihre Tätigkeit ist. Dass damit den Tieren und den Haltern weniger geholfen ist, als durch eine sachlich-neutrale Sichtweise, die sich auf den Stand der Wissenschaft gestützt ist, ist für mich das Schlimme.

    Dennoch, die Kritik an deiner Formulierung und Haltung im ersten Beitrag habe ich gemacht, weil ich genau in Personen wie dir eine Autorität auf dem Gebiet sehe, die aber nicht gehört wird, wenn sie sich mit ironischem Sarkasmus (beissender Spott, unversöhnliche Ironie) äussert.

    Grüsse, Pixie
     
  6. wildvet

    wildvet

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    Hallo Charles.
    Um eines vorneweg zu nehmen: ich habe mir die Mühe nicht gemacht, mir die Radiosendungen anzuhören. Es ist natürlich tragisch, wenn solche falschen Aussagen verbreitet werden, aber es ist auch nicht repräsentativ für den STS. Einige der dort Aktiven sind allerdings Biologen/Zoologen mit einem Spezialgebiet, mit anderen Worten Statistiker mit Tunnelblick.

    Um zu Deiner Frage zu kommen: Grundsätzlich denke ich nicht, dass wir Wildtieren vollumfänglich gerecht werden können, egal ob im Zoo oder zu Hause. Es mag Ausnahmen geben, ganz besonders in der Aquaristik und Terraristik, aber das sind nur einige wenige (meist Kulturfolger) und bestätigen die Regel.

    Gerade Fische werden in der Schweiz jährlich zu Zigtausenden verkauft. Mit ihnen und dem Zubehör für die Aquaristik machen die Zoofachgeschäfte den meisten Umsatz. Und doch wird nur ein Bruchteil dieser gehaltenen Fische nachgezüchtet oder erreicht ihr natürliches Lebensende.
    Selbst bei Aquaristikfanatikern, die alles erdenkliche austüfteln, um ihren Fischen ein möglichst naturnahes Biotop zu schaffen, sind die Tiere eingeschränkt und müssen sich anpassen, soweit ihnen das möglich ist. Einerseits werden die Fische zum Teil mit Reizen überflutet, die sie in natura nie antreffen würden (brummende Filter, übermässiges und eintöniges Futter, Vibrationen durch Verkehr, Licht in der Nacht etc.), andererseits dümpeln sie in einer reizarmen Umgebung vor sich hin (keine Überschwemmungen, für gewöhnlich keine Fressfeinde, keine Balzrivalen etc.).

    Mit dieser Einstellung halte ich trotzdem Fische und Reptilien. Mit schlechtem Gewissen, zugegeben. Selbst wenn man sich Mühe gibt, kann einem die Haltung dieser Tiere manchmal misslingen, was mir nur zeigt, wie wenig wir überhaupt wissen.

    Tiere in menschlicher Obhut sind immer in Gefahr.

    Gruss
    Berit
     

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