Artikel: Nur satte Korallen sind bunte Korallen!?

Discussion in 'Meerwasser / Brackwasser' started by HeinzE, Mar 29, 2004.

  1. HeinzE

    HeinzE

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    Hallo zusammen :D

    Aufgeschnappt: Nur satte Korallen sind bunte Korallen

    >>> http://www.wissenschaft.de/wissen/news/239383.html

    Dieser Artikel war gestern u.a auch auszugsweise in der Sonntagszeitung im Wissensteil veröffentlicht, leider sehr oberflächlich dokumentiert so dass es für den Leihen den Anschein machte, dass sich sämtliche Steinkorallen nicht nur von den Produkten ihren Sympionten (Zooxanthellen) ernähren, sondern auch generell von Zooplankton was so gesehen nicht korrekt ist.

    Viel Spass beim Lesen

    Gruss Heinz
     
  2. HeinzE

    HeinzE

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    Hallo Leute

    Ich möchte hier keinen Monolog führen, aber das Thema interessiert mich eben brennend, deshalb habe ich noch etwas recherchiert?
    Die Meinungen diesbezüglich sind sehr kontrovers. Im beschriebenen Versuch wird nur auf Stylophora pistillata hingewiesen. Deshalb möchte auf die Ausführungen bezüglich der Farbigkeit hermatypischer Steinkorallen von Jörg Kokott hinweisen, bei denen die Schutzpigmentation (UV-Schutz) von Steinkorallen massgeblich für die Farbigkeit der Koralle verantwortlich ist. Je niedriger die Zooxanthellendichte, umso farbiger sind die Korallen. Je höher die Zooxanthellendichte ist desto brauner ist die Kolonie. Wenn ich den Artikel von Jörg richtig interpretiere, dann werden also leuchtendere Korallenfarben nur in entsprechend nährstoffarmen Biotopen/Aquarien erreicht, wo sehr wenig Phospat/ Nitrat und Plankton usw. vorhanden ist. Dem gegenüber ist der Artikel von den Forschen vom Institute in Monaco sehr widersprüchlich, wenn sie behaupten dass:

    Zitat:
    ?Nach acht Wochen zeigten die gefütterten Korallen nicht nur eine stärkere Skelettentwicklung als die hungrigen Tiere, sie hatten auch leuchtendere Farben. Wie eine genauere Untersuchung den Forschern zeigte, hatte bei den gefütterten Korallen die Zahl der Algen deutlich zugenommen. Offensichtlich konnten die gut genährten Korallen die Algen besser mit Mineralstoffen versorgen, woraufhin diese sich stark vermehrten ? und mit ihnen auch die Farbstoffe, die die Korallen bunt machen.?

    "Wie eine genauere Untersuchung den Forschern zeigte, hatte bei den gefütterten Korallen die Zahl der Algen deutlich zugenommen."

    Bemerkung: Demnach müssten die Korallen ja eigentlich satt braun sein und nicht farbig, da ja eine höhere Dichte der Symbiosealgen vorliegt.

    Im Bezug auf die stärkere Skelettentwicklung denke ich, dass für das Skelettwachstum/einlagerung massgeblich die Elemente Magnesium (ca. 1500mg./lt) und Calcium (ca. 450mg.lt) in der richtigen Konzentration vorliegend und erforderlich sind. Ich bezweifle, dass nur auf Grund zusätzlicher Zooplanktonfütterungen in nur gerade mal 8 Wochen, eine Zunahme der Skelettmasse; falls überhaupt vorangetrieben werden kann.

    ?wenn?s interessiert hier geht?s zu Jörgs Referat, dass er an der Messe in Sindelfingen 2002 hielt.

    >>> http://www.korallenriff.de
    >>> Berichte Korallen:
    Farbigkeit hermatypischer Steinkorallen: Farberhaltung und Pigmentneubildung im Riffaquarium [Vortrag von Jörg Kokott]

    Viel Spass beim Lesen und schreibt mir mal eure Meinung dazu.
    Gruss Heinz :D
     
  3. AD

    AD

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    Hallo Heinz,
    leider kann ich dir betreffend Hartkorallen noch keine Auskunft geben. Diese werden erst ab ende Herbst bei mir Einzug halten.

    Sehr viel gehört und gelesen habe ich von der Zeovitmethode. Aber ich glaube, da kann dir Tabata2 mehr Auskunft geben.

    Die Aussage von der Farbenpracht der Korallen auf beide Argumente sind in sich logisch, aber eben wwelche ist die Richtige.

    Ich stelle dies einfach mal in den Raum und hat keine Berechtigung zur Gültigkeit.

    - hungernde Korallen versuchen mehr Nahrung zu erhalten durch die Buntfärbung
    - Gut genärte Korallen zeigen eben durch das Wohlsein ihre Farbenpracht.

    Nun, also weiter mit der Diskussion :)
     
  4. HeinzE

    HeinzE

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    Hallo AD!?

    Zitat:
    Die Aussage von der Farbenpracht der Korallen auf beide Argumente sind in sich logisch, aber eben welche ist die Richtige.



    Die allg. Meinung ist, dass Stylophora pistillata zu der Gruppe Steinkorallen gehört, die zooxanthellar leben, also nur von den Produkten ihrer Symbiosealgen (Zooxanthellen) indirekt also vom Sonnenlicht! Die Polypententakel gerade dieser Koralle sind extrem klein und gem. dem derzeitigen Wissensstand nicht dafür ausgebildet, Beute in Form von Phyto und schon gar nicht Zooplankton zu fangen und dem Gastralraum zuzuführen - soviel mir bekannt ist erfüllen die Tentakel dieser Koralle primär die Funktion, das Sonnenlicht gebündelt der Kolonie zuzuführen und die Vermehrungsprodukte (Planulalarven, Spermien) abzugeben.

    Diese Koralle bewohnt die Riffdächer und ist in tieferen Regionen ab 20 m, wo entsprechend weniger Sonnenlicht hin kommt nicht überlebensfähig. Ich hätte die Behauptung der Forscher ja verstanden, wenn sie statt dieser Koralle, eine Art beschrieben hätten die azooxanthellar lebt (z. B eine Gorgonieart oder eine Tubastrea usw.) von denen ja auch bekannt ist, dass sie in Aquarien verhungern wenn man sie nicht ganz gezielt mit Plankton füttert. Deshalb scheint mir dieser Artikel wirklich etwas dubios? anyway - vieleicht meldet sich ja zu diesem Thema noch Limbo, der meiner Meinung nach über ein sehr fundiertes Korallenwissen verfügt.

    Die Zeovitmethode ist sicher eine Möglichkeit das Aquariumwasser sehr nährstoffarm zu halten, obschon diese Methode sicher nicht die Bedürfnisse sämtlicher Korallen befriedigt. Wer über Zeovit filtert wird über kurz oder lang Probleme mit Arten bekommen z.B (Lederkorallen) die Nitratwerte über 20mg/lt. bevorzugen. Nach meinen Erfahrungen ist für die knallige Ausfärbung der Korallen das Nitrat/Phospat Gleichgewicht/Verhältnis enorm wichtig. Geringe Mengen sind unbedingt nötig für satte, knallige Korallenfarben und damit der Stoffwechsel der Kolonie gut funktioniert.

    Grüässli Heinz

    Das ist eines der tragischen Missverständnisse unserer Zeit: Wir glauben, wenn etwas unzweifelhaft als falsch bewiesen ist, müsse das Gegenteil richtig sein. :D
     
  5. LIMBO

    LIMBO

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    Hallo Zusammen,

    nun zu diesem Artikel kann ich sicher auch was schreiben.

    Doch zu erst müssen wir mal einiges aufstellen um die Fakten zu kennen :

    1. Warum erhalten zooxanthellate Korallen ihre ( matt oder knallig )
    Farben und wodurch entstehen sie ?

    -> Es gibt eigentlich nur zwei Gründe, welche bei diesen Korallen zu schön
    kräftig leuchtenden Farben führen, das eine sind die UV-
    Schutzpigmente, welche wie beim Menschen das Braunwerden, als UV-
    Schutz produziert werden und das andere sind echte Farbpigmente,
    welche als Poccilloporine gebildet werden ( diese Farben haben meist
    einen rötlichen Grundton ).
    Diese plakativen Farben entwickelt die Koralle aber nur, wenn das
    Wasser, klar und nährstoffarm ist, weil bei nährstoffreichem Wasser,
    die Umgebung eher trüb ist ( planktonreich ) und weniger
    lichtdurchlässig wird ( UV-Filterung im Wasser ).
    Grundsätzlich können alle Korallen in gewissem Masse, UV-
    Schutzpigmente aufbauen, wenn sie die Addaptionszeit dafür erhalten !
    Wenn nun aber eine Koralle sehr farbig ist und stehts in trüberem
    Wasser zufinden ist, dann sind die Farben durch die Poccillioporine
    ersichtlich gemacht. Jedoch darf die Wasserumgebung nicht dauernd
    trüb sein, da sonst die Zooxanthellen ( eingelagerte Symbiosealgen )
    von dem vielen Nahrungsangebot gebrauch machen, sie Teilen, sprich
    vermehren und die Farbpigmente überdecken und zwar in ein mattes
    braun oder dunkelgrün.
    Eine Koralle, welche genetisch keine Poccilloporine hat und somit nie
    aufbauen kann, wird in trübem Wasser oder niedrieger Lichtintensität
    nie farbig sein, dass heisst sie wird höchsten braun oder dunkelgrün,
    jedoch immer matt sein, da dies durch die Zooxanthellendichte
    bestimmt wird. Auch die Anahme, dass das zum vorschein kommende
    Skelett die Farben gibt ist falsch, das Skelett ist grunsätzlich weiss,
    beige oder bei Heliopora-Arten ( Octokoralle ) blau.
    Um Poccillioporine zu bilden, brauchen aber Korallen Energie und evtl.
    noch andere Mineralspuren, welche evtl. aus dem Plankton geholt
    werden.

    2. Korallen sind alle Planktonfänger, es kommt nur drauf an, wie gross
    das gefangene Plankton ist, denn es gibt ja auch Nano- und
    Microplankton, welche von Korallen gefangen und verschlungen werden
    können.
    Auch enthält das Plankton verschiedenste Stoffe, wie z.B. Asthaxine,
    welche die Farbpigmentierung verstärken, was die Korallen und andere
    Organismen bestimmt verwerten können.
    Die Meinung, dass Stylophora kein Plankton fressen soll, kann
    ich nicht teilen. Denn ich hab schon Porites Korallen Plankton
    ( Staubform ) fressen sehen und die haben noch kleinere Polypen,
    geschweige denn Tentakel.

    3. Weiter darf man nicht vergessen, dass in klaren Wasserbereichen
    durch den sonnenreichen Tag, die zooxanthellaten Korallen darauf
    bedacht sind, ihre Energie aus dem Licht zu schöpfen, also quasi ihre
    eingelagerten Symbiosealgen sonnen lassen. Denn aus der
    Photosynthese bilden die Algen Zuckerverbindungen/Kohlenstoffe,
    welche die Korallen aufnehmen können. Wenn nun ein plötzlicher
    Störeinfluss in Form von Plankton oder Schatten/Dunkelheit kommt,
    empfindet das der einzelne Polyp als störend und zieht sich zusammen.
    Als gutes Beispiel erkennen wir das an den Tidacna-Muscheln, welche
    ja auch grösstenteils von den Symbiosealgen lebt.
    Der Polyp ist während der Lichtstunden nicht auf den Planktonfang
    eingestellt, was an der Nesselfähigkeit durch den Tag zu beobachten
    ist. In den Nachtstunden jedoch und das sieht man an Hirnkorallen
    ganz wunderbar, breiten die Korallen ihre Fangtentakel aus, ja gewisse
    werden extrem lang und der Polyp dehnt seine Mundscheibe noch
    weiter aus als am Tage, denn jetzt hat die Koralle umgestellt auf
    Planktonfang, das die Lichtphase vorbeit ist. Denn Nachts steigt das
    Plankton empor mit den Strömungen, vielfach auch angezogen durch
    das laue Mondlicht und kann so von den Planktonfängern abgesiebt
    werden. Es ist nicht so, dass Korallen nach den Lichtstunden, die Nacht
    hindurch ihre Polypen einziehen, ganz im Gegenteil, einige blähen sich
    regelrecht um das doppelte ihrer Grösse auf um mehr Fangfläche zu
    erhalten.
    Dies bringt uns zum nächsten Punkt.

    4. Das Plankton ist eigentlich das, was in unseren Aquarien fehlt, denn
    unsere Systeme sind zu sauber, zum einen will man das
    Aquarienwasser so halten, dass keine unerwünschten Algen wachsen
    und zum anderen meint man, durch das aushungern werden die Farben
    bunter und kräftiger, so einfach geht das nicht.
    Wenn man Korallen aushungert und mit sehr nährstoffarmen Milieu
    fährt, muss die Koralle nicht zwangsläufig farbig werden, es gibt jene
    die weiss bleiben und nie Farbe erhalten werden, zum einen weil sie
    keine Poccillioporine produzieren können und zum anderen ist die UV-
    Intensität zu gering, denn unsere HQI-Brenner betreiben wir ja mit
    einem Schutzglas, welche fast den ganzen UV-Anteil ausfiltrieren.
    Auch können wir sagen, dass Korallen Planktonfresser sind, denn sie
    besitzen einen Gastralraum mit Mesenterialfilamenten
    ( Verdauungsorgane von der Munscheibe bis ins Innere des Polypen ),
    würden sie nur vom Licht leben, hätte die Evolution sicher auf einen
    Gastralraum und auf die Mesenterialfilamente verzichtet. Natürlich wird
    der Gastralraum auch für die Entledigung der Abfallstoffe und die
    Reproduktion genutzt, doch haben ja Korallen resp. Hohltiere
    verschiedene Arten entwickelt um ihren Fortbestand zu sichern oder zu
    wachsen und währen nicht angewiesen auf diese Gastralräume.

    5. Ich kann nur soviel schreiben, dass die Korallen in den Aquarien bei
    diesem Versuch beide gezielt in nährstoffarmen Milieus gehalten
    wurden, mit Additiven versorgt wurden und beide Farben zeigten. Die
    eine Koralle welche aber noch zusätzlich mit Plankton gefüttert wurde,
    erhielt mehr Energie und konnte Poccillioporine verstärkt entwickeln
    lassen und so mehr Farbe zeigen. Das Wasser jedoch, das glaub ich
    jedenfalls, war bei beiden nebst den Additiven, immernoch sehr
    nährstoffarm, denn würde man die Korallen auf längere Zeit mit
    Plankton füttern, würde das den Nährstoffgehalt im Wasser mit
    Sicherheit erhöhen und die Symbiosealgenbestände steigen lassen,
    welche die Farben verdecken würden.

    Um bei Korallen Farben hinzukriegen muss man sich quasi mit dem Aquariensystem in einer Gratwanderung befinden, denn ein denn ein Zuwenig ist auch schädlich ( Primär für die Koralle, da sie verhungert ) und ein zu Zuviel ist auch schädlich ( Sekundär für die Koralle, da sie von unerwünschten Algen konkurrenz bekommt und verdrängt wird und/oder diese Algen Korallenwachstumshemmstoffe verbreiten können um so für sich das Milieu zu begünstigen, was sie können ).
    Um das Milieu im Aquarium nähstoffarmer halten zu können, gibt es diverseste Methoden, bekannte sind sicher Zeovit, Ethanol, Schwefelfilter, Schlammfilter oder durch Absorber. Alle haben sie ihre Eigenschaften bei richtiger Anwendung, doch bei falscher Einschätzung des Aquarienmilieus können sie verherende Folgen haben, wie schon mancher Aquarianer erfahren musste. Viele Riffaquarianer gibt es auch, die dann anfangen zu kombinieren und die Arbeitsweisen dieser Systeme nicht genau kennen und so mit ihrem System ins Abseits laufen, was das ganze Milieu aus dem Gleichgewicht bringt. Und wenn es dann mal aus dem Gleichgewicht ist, unternimmt man meisst das Falsche, was den Zustand des Aquariums noch verschlimmert, was schlussendlich Tiere kostet !
    Wenn man etwas ändern will, sollte dies in einem längeren Zeitraum geschehen, denn man darf nicht schon nach einigen Wochen erwarten, dass ein System funktioniert und farben bei Korallen von mattbraun in ein leuchtendes Purpur umgewandelt werden. Wir haben es hier mit " primitiven " Niederen Tieren zu tun, welche eine Anpassungszeit benötigen und wenn sie noch so lange dauert, je länger desto besser, um so stabiler wird der Organismus sein.
     
  6. HeinzE

    HeinzE

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    Hi Limbo :D

    Danke für deine Ausführungen. Mich machte dieser Bericht etwas misstrauisch, weil die Forscher von "kleinen Krebschen" sprechen ohne allerdings die genaue Art anzugeben... also demnach klar Zooplankton und viele zu gross für die kleinen Stylopolypen. Ich hatte neulich mal ne Mikroskopaufnahme von den Tentakeln einer Seriatopora hystrix gesehen, die ja noch kleiner sind als die der Stylos. Ich kann mir wirklich beim besten Willen nicht vorstellen, dass da was Planktonmässiges rein passt. Falls dich diese Aufnahmen interessieren mail mich mal an.

    Zitat:
    2. Korallen sind alle Planktonfänger, es kommt nur drauf an, wie gross
    das gefangene Plankton ist, denn es gibt ja auch Nano- und
    Microplankton, welche von Korallen gefangen und verschlungen werden
    können.


    ... und wie sieht es deiner Meinung nach mit der Planktonaufnahme von Xenien und Anthelien usw. aus?


    Grüässli
    Heinz
     
  7. LIMBO

    LIMBO

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    freienwil
    Hallo Heinz,

    ich bin mir sicher, dass diese Arten auch Plankton oder andere Partikel, sowie gelöste Stoffe sowieso aufnehmen.
     

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