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Trichogaster trichopterus - Blauer/Oranger Fadenfisch

Dieses Thema im Forum "Tiefgründiges" wurde erstellt von Emael, 7. November 2007.

  1. Emael

    Emael

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    Trichogaster trichopterus - Blauer Fadenfisch


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    blaues Weibchen. Daneben gelber Jungfisch (nein, sie sind nicht verwandt)

    Herkunft
    Südostasien. Zum Teil sehr warme, sauerstoffarme Tümpel, die sich über die Jahreszeiten (Regenzeit je nach Verbreitungsgebiet) stark verändern können.

    Die Herkunft des Namens.
    Nimmt man den auseinander bleibt:
    Tricho = Haar, Faden
    Gaster = Magen
    Ptero = Flügel/Flosse
    Fadenflossiger Haarmagen? (nur so eine Wortspielerei).

    Das trichopterus kommt wohl davon, dass der blaue Fadenfisch einer der ersten importierten Aquarienfische überhaupt ist und somit wohl eine der ersten Arten, bei der überhaupt in Tastfäden umfunktionierte Flossen entdeckt worden sind.

    Von der Fadenlänge her müsst der Name dem Mondscheinfadenfisch (Trichogaster microlepis) oder dem Mosaikfadenfisch (Trichogaster leeri) zugeschrieben werden. Diese besitzen im Verhältnis zur Körpergrösse längere Tastfäden.

    Labyrinth
    T. trichopterus ist ein Labyrinthfisch. Er hat ein zusätzliches Atemorgan, welches es ihm ermöglicht, Sauerstoff aus der Luft über dem Wasser zu nutzen. Die typische Verhaltensweise des "Lufttrinkens" an der Wasseroberfläche füllt das Labyrinthorgan. Vorzustellen hat man sich das ungefähr so:

    Eine spiralförmige Struktur mit feinsten Kanälen, die mit feinsten Blutgefässen überzogen sind. Zum Atmen presst der Fisch Luft in diese Spirale und kann den Sauerstoff über die Kapillargefässe aufnehmen.

    Daher sollte bei Fadenfischen beim Verpacken nicht Druckluft in die Tüte gepresst werden. Dieser Vorgang kann das Labyrinthorgan beschädigen.

    Tastfäden
    Obwohl der Fisch anscheinend ein gutes Sehvermögen hat, hat er zusätzlich zu den Augen sensible Tastfäden. Das sind zu Tastorganen umfunktionierte Bauchflossen. Mit ihnen kann sich der Fisch in trüben Gewässern orientieren.
    Selbst in den klaren Aquarien benutzen Fadenfische ihre Tastfäden dauernd.

    Da diese Flossen sehr fein sind, fallen sie hin und wieder Unfällen zum Opfer. Sofern sie aber nicht am Flossenansatz abgetrennt werden, wachsen die Fäden wieder nach. Es ist darauf zu achten, dass es keine Pilzinfektionen auf dem Fadenstumpf gibt. Das geschieht bei guter Wasserhygiene normalerweise nicht.

    Bei einem Fadenfischmännchen, der eines morgens einen Faden weniger hatte, wuchsen auf dieser Seite gleich mehrere Fäden nach. Er hat nun insgesamt vier.


    Habitat
    Je nach Literatur recht unterschiedlich, was wohl darauf schliessen lässt, dass die Tiere tatsächlich mit so ziemlich vielen Umständen zurecht kommen.

    Einiges haben jedoch alle Habitatsbeschreibungen (die ich gelesen habe) gemeinsam:
    - kaum fliessende bis stillstehende Gewässer(abschnitte)
    - Oberflächenbepflanzung zumindest am Ufer

    Temperaturbereich:
    Sehr umfangreich. Zwischen 18-30° C hält der Fisch. Ideal sind jedoch Temperaturen zwischen 24 und 26°C.

    Grösse
    Weibchen maximal 7cm, Männchen können ein bis zwei Zentimeter grösser werden.

    Verhalten
    T. trichopterus ist ein durchaus robuster Aquarienfisch. Dies nicht nur in Bezug auf die Verträglichkeit gegenüber Wasserwerten, sondern auch in Bezug auf das Verhalten gegenüber anderen Mitbewohnern. Eigentlich ist der Fisch für Gesellschaftsaquarien, deren Beckeninhalt meistens so um 200-300l tendiert nur bedingt empfehlenswert.

    Der Grund liegt in seinem äusserst aggressiven Verhalten. Zwar gibt es durchaus gesittete Artgenossen. Doch ich habe in meiner früheren Forenkarriere hier und selber immer wieder gelesen oder gesehen, dass blaue Fadenfische in kleineren Becken zu regelrechten Tyrannen werden.

    Blaue Fadenfischmännchen können sogar in Grosscichlidenbecken durchaus über Jahre hinweg ihr Leben leben und diese zusätzlich noch im Becken herumjagen (geschehen bei mir mit einem Waisen-Fafi in einem Becken mit Oskar und Sajica..).

    Der einzige Vorteil der Aggression ist, dass sie sich immer auf andere Fische richtet. Selten werden dieselben die ganze Zeit herumgejagt. In Becken mit mehreren Fischen ähnlicher Grösse verteilt sich somit die Aggression auf alle und so kommt es für den einzelnen Fisch nicht unbedingt zu Dauerstress. Prioritär werden jedoch Artgenossen attackiert.

    Schlimmer ist dieses Verhalten, wenn sie nicht brüten. Die Brutpflege veranlasst das Männchen, die aggressiven Ausflüge zu unterbrechen und wieder zu seinem Nest zurückzukehren und nach dem Rechten zu sehen. Findet keine Brutpflege statt, hat der Fadenfisch keinen Grund, seine Jagereien zu unterbrechen.


    Geschlechter
    Bei adulten Tieren mit genügen Freiraum in Aquarien gut sichtbar:

    Männchen mit grossen, langen ausgefransten Rückenflossen. Er ist ausserdem deutlich bulliger als das Weibchen.
    In Jungfischschwärmen unterdrücken viele Männchen ihre Geschlechtsmerkmale. Ein oder zwei Tiere können sich zu Männchen entwickeln. Die anderen zeigen undefinierbare, rundliche Rückenflossen.

    Aus diesem Grund besteht die Gefahr, versehentlich zwei Männchen zu erwischen (die Fische werden leider oft paarweise verkauft). In einem normalen Gesellschaftsaquarium kann das schief gehen.


    Arten
    T. trichopterus gibt es mehrere Typen. Ich habe keine aktuelle Literatur zur Hand (jüngstes Buch 2002), welches diese Thematik genauer aufschlüsselt. Diverse Beiträge in Fachforen im Netz lassen jedoch darauf schliessen, dass sowohl mit dem Gattungsnamen sowie auch mit der Einordnung diverser Fadenfische darunter einiges im Argen liegt..

    Festzustellen ist, dass der Fisch als blauer oder marmorierter Fadenfisch angeboten wird. Ob es sich dabei um Standortvarianten handelt, die mittlerweile kreuz und quer durcheinander gekommen sind oder um eigenständige Arten sei dahin gestellt. Fest steht, dass meine Guramis (nach der farblichen Beschreibung) einen halben Tag blaue Guramis wären und einen halben Tag marmorierte Guramis - weil sie nämlich je nach Stimmung ihre Musterung ändern.

    Es gibt eine orange Farbvariation, die immer häufiger im Handel anzutreffen ist. In einem Mergus wird er als T. trichopterus cosby bezeichnet.


    Zucht

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    Einfach, jedoch nicht so produktiv wie zB T. leeri.
    Das Fadenfischmann ist bei den richtigen Wasserwerten (pH 5.5-6.5) und weichem Wasser immer in Laichstimmung. Er baut nicht unbeding ein Nest (wie es zB Zwergfadenfische tun > Colisa). Vielmehr sucht er sich eine Ecke, die ihm zusagt aus und verteidigt diese dann.

    Die Territoriengrösse hängt ein wenig von der Schwimmpflanzendecke ab. In einem grossen Aquarium hält ein ausgewachsenes Männchen einen halben Quadratmeter in Schach. er verjagt alles, was sich bewegt. Dementsprechend dürfte man sich die Aggression in einem Aquarium vorstellen, welches exakt dieser Fläche entspricht oder diese gar unterschreitet. Die einzige Möglichkeit, es einzugrenzen, besteht in Sichtbarrieren mit Wurzeln und üppigen Staengelpflanzen.

    Theoretisch bauen die blauen Fadenfische Schaumnester. Das tun sie auch, zumindest als Alibiübung. In Becken mit ausreichend Sauerstoff im Wasser bleibt es beim hübschen Zeitvertrieb, ein wenig Bläschen zu machen und mit diesen etwas zu spielen. Dort wo das Männchen mit dem Weibchen ablaichen möchte, finden sich schon einige Luftbläschen..

    Ablaichen kann ein Weibchen alle vier Wochen so richtig. Dazwischen muss sie eine Pause machen, um Laich nachzuproduzieren. Ist sie voll Eier, ist das mit einer deutlich ansteigenden Körperfülle im Brustbereich festzustellen. Das weiss auch der Fadenfischmann und sucht zielstrebig immer das dickste Weibchen, um es zum Ablaichen zum trauten Stelldichein zu locken.

    Beim Ablaichen faltet sich das Männchen um das Weibchen (erstaunlich biegsam). Durch Vibrieren stimuliert er das Weibchen, welches nach einigen Sekunden eine Eierwolke freisetzt.

    Die Eier selber haben Auftrieb und steigen an die Wasseroberfläche. Nach der Paarung verjagt das Männchen das Weibchen erstmal in die Ferne und kümmert sich dann darum, verlorene Eier etc einzusammeln.

    Mit zunehmender Brutzeit wird das Territorium des Männches grösser. Die geschlüpften Larven breiten sich über die gesamte Schwimmpflanzendecke aus. Bei Gefahr (wenn im Aquarium manipuliert wird) tauchen die Larven 2-3cm unter Wasser und halten sich zwischen Schwimmpflanzenwurzeln still. Das Männchen bleibt unter dem Laichplatz. Schlüssig darüber, ob er eine Mulmglocke attackieren soll oder nicht, ist der Guramimann sich nicht.

    Die meisten Larven gehen an Staubfutter. Artemien sind zu Beginn fast zu gross (Larven messen beim Schlupf 1.5-2mm, hängen je nach Temperatur 1 bis 2 Tage kopfüber an der Wasseroberfläche. Beim Freischwimmen sind sie ca 2.5mm gross). Hefe, Infusorien etc werden gerne genommen. Sobald sie Artemien überwältigen können, kann damit zu gefüttert werden.

    Ab ca 5mm Grösse bewegen sich die Larven bereits in bis zu 5-6cm Wassertiefe.

    Wer es nicht dem Zufall überlassen will, soll die Eier oder auch die bereits geschlüpften Larven mit einem Löffel, Suppenkelle oder Glas abschöpfen und in ein seperates Aufzuchtbecken (mit Schwimmpflanzen) übergeben.

    Zum Schutz der Weibchen kann das Becken zwischen den Ablaichphasen über zwei drei Wochen mit mehr Oberflächenströmung betrieben werden. Dabei werden die Tiere etwas von der Oberfläche weg vertrieben, was ein Dauerlaichen verhindert.

    Futter
    Gefressen wird alles, was überwältigbar ist. Insbesondere Insektenlarven und Kleinkrebse. Flockenfutter und Futtertabletten aller Farben und Formen werden gerne angenommen.


    Fadenfische im Verkauf
    Worauf achten, wenn ich mir blaue Fafis zulegen will?
    1. Ein Männchen auf drei bis fünf Weibchen reicht aus. Paarweise Haltung führt zu Dauerstress für das eine Weibchen.

    2. Umtauschrecht erfragen. Kann ein Weibchen, dass eigentlich ein Männchen ist, im Notfall gegen ein Weibchen umgetauscht werden?

    3. Form. In letzter Zeit sind immer vermehrt wachstumsgepuschte Fadenfischgrageele in den Läden anzutreffen. Langezogene Rücken, keine hochgewachsene schöne Formen.

    4. Ein Fisch bei dem es sinnvoll ist, nur adulte Tiere zu kaufen, deren Geschlecht deutlich ist.

    Fazit

    Der Fisch ist sehr verbreitet in Aquarien, wegen seiner Aggressivität jedoch nur bedingt für Gesellschaftsbecken geeignet. Er ist hübsch anzusehen als blauer oder gelboranger Farbtupfer im Aquarium.

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    orange Version Männchen


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    oranges Weibchen mit deutlichem Laichansatz


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    blaues Weibchen

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    blaues Männchen mit schöner Rückenflosse


    Emael
     

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