Wie werd ich diesen Pilz (oder was es auch ist) los?

Dieses Thema im Forum "Haltung: Fische" wurde erstellt von scoerer, 25. Juni 2004.

  1. scoerer

    scoerer

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    Hallo zusammen

    Ich hab seit einiger Zeit (ca. 1 Monat) ein Problem. Und zwar siedelt am Bodengrund zwischen den Pflanzen irgendwas Pilz-ähnliches.
    Beim Wasserwechsel kann man das Zeugs oberflächlich abzusaugen, innert Tag wuchert es wieder und bildet einen feinen weissen Teppich (rund um Pflanzen und andere unzugängliche Stellen).
    Ist dies Fischschimmel (Pilze der Gattung Saprolegnia, Phythium oder Achlya)?

    Alle Fische sind gesund (keine Verpilzungen auf der Haut, keine abstehenden Kiemen). Das Aquarium ist weder neu, noch ist neuer Dekor, sind neue Pflanzen, noch neue Fische dazugekommen. (ausser das es Schwertträger-Nachwuchs gegeben hat :D )

    Als Antimykotika gegen Fischschimmel soll von Kochsalz, Malachitgrün, Iod über Methylenblau bis Kupfersulfat (http://members.aol.com/kjuha/krank.htm#Fischschimmel, http://people.freenet.de/robert-ibele/Krankheiten.htm) sowie Acriflavin und Kaliumpermanganat (http://www.wdr.de/tv/daheimundunterwegs/service/tiere/20030901.phtml ) alles wirken. Ich möchte alle diese anorganischen (Schwermetall)-Salze meinen Fischen jedoch lieber nicht zumuten.

    Wer weiss wie dieses Zeugs heisst?
    Wie werde ich es schonendlos?
    Wo und wie resp mit was hab ich es mir wohl rein gezogen?

    [​IMG]
    fieser Pilzteppich 1

    [​IMG]
    fieser Pilzteppich 1

    [​IMG]
    mit Schwertträger-Nachwuchs

    Danke für Eure Hilfe und Gruss
    Thomas
     
  2. Pike

    Pike

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    Hi Thomas,

    um was es sich bei diesem Gewucher genau handelt kann ich dir so auf die Scchnelle auch nicht sagen aber da dieses Zeug deinen Fischen offensichtlich nicht schadet würde ich dir von einer chemischen Keule unbedingt abraten.

    An deiner Stelle würd ich einfach mal am Ort wo das Zeug wuchert die Pflanzen entfernen,den Kies absaugen,gut waschen,wieder ins Becken zurück damit und die Pflanzen wieder setzen.

    Es ist gut möglich,dass du mit dieser Aktion dem Zeugs die Wachstumsgrundlage entziehst und Ruhe einkehrt.

    Tja,und wenn das nichts genützt hat hats zumindest nicht gross geschadet und du kannst immernoch andere Massnahmen ins Auge fassen.

    Gruss Däni
     
  3. Angel

    Angel

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    Salute Thomas

    Ist vielleicht etwas weit hergeholt...weiss nicht, obs das unter Wasser auch gibt.. könntes nicht ein Gespinst von irgendeinem Unterwassergetier sein? Bin mir nicht sicher... aber irgendwas auf dem dritten Bild rechts in der Mitte sieht wie etwas mit paar Beinen aus.

    Solches kenne ich nur von Bäumen oder Pflanzen, die von irgendwelchen Schädlingen befallen sind, die alles einspinnen.

    Saug doch mal das ganze Gespinst ab in ein durchsichtiges Gefäss und schau mal, ob sich dort irgendwas bewegt. Ansonsten bin ich auch überfragt, was das sein könnte.

    Liebe Grüsse

    Angel
     
  4. scoerer

    scoerer

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    hallo zusammen

    erst mal danke für eure vorschläge. mittlerweile hab ich die lösung auf mein problem resp. weiss was es ist. ich hab eine probe mal unters mikroskop getan und das ganze sieht dann so aus (mit DIC kontrastiert):

    [​IMG]
    sieht nett aus, oder?

    [​IMG]
    und ein einzelner von diesen Würmern

    [​IMG]
    ein bisschen höher aufgelöst

    [​IMG]
    und dann auch noch ganz rein gezoomt


    habe auch noch die passenden erläuterungen dazu. markus dürrenberger, promovierter biologe, leiter des zentrums mikroskopie der uni basel und hobby-aquarianer (ziemlich potente kombination, nicht? ) meint dazu:

    So, wie ich die Bilder beurteile, handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um ein Cyanobakterium (landläufig genannt Blaugrünalge). Diese leben von Licht (Umwandlung von Stickstoff in Ammonium) und durch andere Organismen verwertete Abfallstoffe. Ein
    Hinweis wäre der tiefe pH des Aquariumwassers oder die Bestimmung des Ammoniumgehalts mit einem handelsüblichen Testset. Das sind durchaus übliche Bodengrundbewohner. Was du erlebst ist eine so genannte Algenblüte, das bedeutet ein biologisches Ungleichgewicht. In Afrika werden diese Cyanobakterien gezüchtet und zu einer Art Brotersatz
    verarbeitet.
    Dies bedeutet, für die Fische sind sie nicht besonders gefährlich, sofern man fleissig das Wasser wechselt, damit die Ausscheidungsprodukte (Ammonium) der Cyanobakterien ausgedünnt werden.
    Für die Pflanzen hingegen herrscht Gefahr, da die Cyanobakterien alles überziehen und mit ihnen um Licht und Nährstoffe konkurrieren.

    Wie wirst du das los?
    Eine der schonendsten Methoden ist das 'Aussitzen'. Du versuchst die Cyanos mechanisch durch Absaugen und Reinigen der Pflanzen zu dezimieren. Irgendwann einmal wird eine Nährstoffkomponente limitierend
    und dein Aquarium kommt in ein biologisches Gleichgewicht. Zusätzlich kannst du eine blaue Folie vor die Beleuchtung setzen.
    Du kannst sie mit handelsüblichen Mitteln chemisch bekämpfen, aber damit provozierst du nur weitere biologische Ungleichgewichte.


    ziemlich spannend, oder?

    ich möchte euch allen auf alle fälle ganz herzlich für eure hilfe danken und hoffe, dass ich meine cyanos los werde....
    gruss
    thomas
     
  5. Angel

    Angel

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    Salute Thomas

    Wirklich sehr spannend das Ganze. Dies nenne ich doch mal eine gründliche Abklärung :)

    Auf die Blaualge wäre ich und wahrscheinlich auch alle anderen jetzt nie gekommen, rein schon deswegen, dass dass Zeug weiss war... was zeigt, man lernt nie aus.

    Mich würde intressieren, mit was für Geräten Du diese Bilder machen konntest?

    Liebe Grüsse

    Angel
     
  6. Java (René)

    Java (René)

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    Hallo zusammen,

    Das schreit doch grade nach einem Beitrag im Onlinemagazin!!! Oder?

    Man könnte den gleich 1 zu 1 übernehmen...

    Da schliess ich micht Angel an... mit was wurden die aufnahmen gemacht/machen lassen?

    Greetz, Java
     
  7. Ändu

    Ändu Moderator

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    Hoi zäme

    Wirklich tolle Bilder, ab damit ins "Lektüren"-Forum (find ich passender als das online-Magazin). Da Thomas Basler ist, würde ich mal tippen, dass er in der Pharmaindustrie bzw. deren Forschung arbeitet und dort Zugang zu einem guten Mikroskop mit (digi-) Photoaufsatz hat ;o). Oder er ist steinreich und hat sowas zuhause rumstehen ;o). Oder ein Arzt? Bin mal gespannt... ;o)

    Mich irritiert nur, dass ich bisher noch nie davon gehört habe, dass Blaualgen auch weiss sein können, aber man lernt halt nie aus!

    Merci für die Bilder, Thomas!

    Gruess, Ändu
     
  8. scoerer

    scoerer

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    hallo zusammen

    tja, ich arbeite an meiner diss in chemie an der uni basel. die bilder wurden mit einem Leica DMIRE2 forschungsmikroskop gemacht (ist der porsche unter den forschungsmikroskopen, ca. 100k CHF :D ).....

    mir ist allerdings noch etwas durch den kopf gegangen, was mich ein bisschen stutzig macht: falls das cyanos sind, dann benötigen die ja relativ viel licht für die N2-reduktion. der organismus wächst aber bei mir in einem äusserst dichten rasen wo praktisch kein licht hinkommt. weder von den licht-röhren, noch tageslicht. ich werde versuchen zu verifizieren, ob das wirklich cyanos sein können?

    gruss
    thomas
     
  9. hoi thomas

    halte mal deine nase über die weissen 'cyanos'; sollten diese stechend (=übel) und salpetrig riechen, würde sich die blaualgentheorie evtl. verifizieren...

    gruss

    andrea
     
  10. Michi Tobler

    Michi Tobler

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    hallo zusammen,

    ich hege mal meine starken zweifel, dass das cyanobakterien sind. und zwar aus zwei gründen:

    1) auf dem ersten bild kann man sehr gut sehen, dass das gewebe weiss ist. sollten es cyanobakterien oder irgendwelche andere photosynthetisierenden organismen sein, dann müsste das gewebe irgendeine farbe haben. der witz an der photosynthese ist ja, dass der organismus photoaktive pigmente besitzt, mit deren hilfe die lichtenergie in chemische energie umgewandelt wird. ist das gewebe weiss, heisst das, dass alles licht reflektiert wird. würde aber photosynthese ablaufen, dann müsste zumindest ein teil des lichtes absorbiert werden, was sich dann so auswirken würde, dass das gewebe eine farbe bekommt. also meiner meinung nach handelt es sich hierbei um einen heterotrophen organismus und das bringt mich gleich zu punkt zwei

    2) ich kann auf dem bild (der grössten vergrösserung) keine zellen ausmachen (bei der kleineren vergösserung lässt sich allenfalls was erahnen). nun das ist nicht ungewöhnlich, wenn es sich (und das tut es sich meiner meinung nach) um einen pilz handelt. auf dem ersten bild schon kann man das für viele schimmelpilze typische netzartige mycel sehen. es ist zudem bei solchen pilzmycelen bekannt, dass sich wohl die zellkerne teilen, die eigentliche zellteilung findet aber nicht mehr statt, so das es riesige zellen gibt mit hunderten von zellkernen.

    mit eurer erlaubnis leite ich die fotos mal an andrian leuchtmann (pilzspezialist an der eth) weiter.

    gruss, michi
     
  11. scoerer

    scoerer

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    hey michi

    jo unbedingt weiterleiten.... dito gilt für deine einwände. werd ich auch tun....
     
  12. Michi Tobler

    Michi Tobler

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    hallo thomas,

    ok, ich sende das ganze gleich mal weiter...

    melde mich, wenns infos gibt.

    gruss, michi
     
  13. Michi Tobler

    Michi Tobler

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    hallo thomas,

    noch eine nachfrage: stimmen die grössenangaben, die du berechnet hast? nur weil die hyphen ja extrem fein sind (2-3 mikrometer). beim gewöhnlichen wasser schimmel sind die hyphen bis zu 100 mikrometer dick....

    nochmals wegen den cyanobakterien: es gibt zwar formen die so fädig wachsen. aber alle diese formen, die ich gefunden habe, sind tatsächlich farbig.

    gruss, michi
     
  14. Michi Tobler

    Michi Tobler

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    hallo zusammen,

    ich habe eben kurz mit herrn leuchtmann telefoniert. er glaubt nicht, dass es sich um pilze handelt, da pilz mycelien typischerweise verzweigt seien. so wie er das erkennen könne, scheinen alle fäden eine bestimmte länge zu haben ohne jegliche verzweigung. sein tipp aufgrund der mikroskopischen bilder lautete so auf blaualgen. er meinte aber auch, dass dies nicht sein könne, da blaualgen pigmente haben müssten (siehe oben). vielleicht gehören sie zu einer anderen pigmentlosen gruppe der prokaryoten. näheres vermag auch er nicht zu sagen. evt. wende ich mich mal an unsere mikrobiologen.

    gruss, michi
     
  15. scoerer

    scoerer

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    hey michi

    zu den scalebars: da bin ich ziemlich sicher dass die stimmen. hab die kalibration persönlich mit einem grid durchgeführt.

    leider kann ich mit der ganzen prokaryoten nicht aktiv mitreden. da fehlt mir auch ein bisschen der background. wo arbeitest du denn?
    werde mal versuchen über bild-archive von prokaryoten was passendes zu finden.....

    gruess und schöns WE
    thomas
     
  16. Michi Tobler

    Michi Tobler

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    hallo thomas,

    wenn das grid stimmt, dann sind die teile echt klein....

    ich hab die fotos einmal an unsere mikrobiologen geschickt. vielleicht wissen die mehr?

    gruss, michi

    ps: ich arbeite z.z. am zoologischen insti der uni zh. allerdings bin ich auch nicht so bewandt mit prokarionten...
     
  17. Pike

    Pike

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    Hi Thomas und Michi,

    irgendwie fühle ich mich in dieser Sache zwar restlos überfordert aber trotzdem erlaube ich mir mal stinkfrech eine Frage ins Blaue hinaus. :roll:

    Könnte es sich hier evtl. um eine Form eines Süsswasserschwamms handeln oder lieg ich mit dieser Idee voll daneben?

    Gruss Däni
     
  18. Michi Tobler

    Michi Tobler

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    hallo däni,

    ich glaube nicht, dass es sich um einen schwamm handelt. zum einen wegen der wachstumsform. die wäre bei einem schwamm viel kompakter und nicht so diffus teppichartig. zum anderen müssten bei einem schwamm in der mikroskopischen aufnahme verschiedene zelltypen zusehen sein. und was ganz klar fehlt ist das charakteristikum aller schwämme: die skelettelemente (so genannte spicula), die aus kieselsäure oder kalk gebildet werden. die müsste man unter dem mikroskop ganz leicht erkennen können.

    gruss, michi
     
  19. scoerer

    scoerer

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    hallo michi, hey däni

    wollte nur kurz ein zeichen geben, dass ich mich der diskussion noch nicht entzogen habe. das problem mit den pigmentlosen cyanos ist ziemlich spannend. auf alle fälle konnte mir bis jetzt noch niemand eine sinnvolle erklärung dafür geben.......
    bin also weiter auf der suche nach der lösung.

    übrigens: hab meinen sagittaria-wald gerodet, den mulm abgesaugt und limnophila und echinodorus tenellus gepflanzt. mein weisser freund hat sich bis jetzt noch nicht zurück gemeldet........
    gibt in jetzt nur noch in einer probeflasche bei mir im büro :wink:

    gruss
    thomas
     
  20. scoerer

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