Braucht es Wasserwechsel?

Discussion in 'Haltung: Fische' started by HSL, Mar 13, 2008.

  1. HSL

    HSL

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    Ich habe im Dezember einen Antennenwels an einen Bekannten weitergegeben, der schon zwei ältere Antennenwelse hatte. Der Bekannte hat sein Aquarium sicher schon 20 Jahre lang. Ich habe ihm dann noch eine Wurzel mitgegeben, mit der ,mein Wels, nun glücklich ist. Als wir einmal vom Wasserwechsel sprachen, hat er mir gesagt, er mache eigentlich keine Wasserwechsel :shock: putze nur ab und zu den Filter und die Fische lebten alle noch. (Stimmt konnte ich selbst feststellen). Ich war platt und befürchtete mein Wels würde das wohl nicht überleben, aber der ist munter und es geht ihm gut. Und seither frage ich mich wie das möglich ist, dass Fische eine solche Behandlung ohne sichtbare Probleme überleben. Was meint ihr dazu?

    Helena
     
  2. Liasis

    Liasis

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    Hallo Helena
    Nun ja, Antennenwelse sind zum Teil schon sehr speziell. Ich würde sie als ausgesprochen zäh und robust bezeichnen. Bei anderen Fischarten hätte Dein Bekannter mit seiner Methode wohl weniger Erfolg.
    Es hat sich in der Aquaristik mittlerweile schon durchgesetzt, dass fleissiger Wasserwechsel ein Muss ist. Die Giftstoffe müssen halt einfach raus. Und da ich persönlich nicht viel von der biologischen Wirkung der meisten Filter halte (ich sehe diese mehr als Grobschmutzpartikelfilter, welche für klares Wasser sorgen) verlasse ich mich ,zur Erhaltung gleichbleibender guter Wasserqualität, auf häufigen (zum Teil täglichen) Teilwasserwechsel. Denn dann können sich die Bedingungen im Becken gar nicht wesentlich ändern und die Tiere kriegen keinen Schock oder Stress wegen plötzlicher PH- oder Leitwert-Aenderungen.
    Bin jetzt etwas abgeschweift, aber wie Du siehst, macht es jeder etwas anders und wenns klappt und die Tiere sich offensichtlich wohl fühlen, dann ist ja gut.

    Daniel
     
  3. Aspergillus

    Aspergillus

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    Hoi Helena,

    Ein solches Aquarium nennt man Altwasserbecken. Die ganze wasserchemie in einem Altwasserbecken unterscheidet sich von "Frischwasser"-Aquarien durch einiges..

    Ich habe mal einen Artikel zur Wasserwechsel Problematik geschrieben:
    Ein Plädoyer für den Leitwert! <-Klick

    In diesem Artikel bin ich aber nicht auf die speziellen Pänomene eines Altweasser Beckens eingegangen. Die erhöhung der Leitfähigkeit (Gesammtsalzgehalt) flacht irgendwann ab weil Phänomene wie Nitratatmun (Abbau von Nitrat zu Luftstickstoff) etc. anfangen zu greiffen.

    Das heisst nicht wie der oben erwähnte Artikel vermuten liesse das der salzgehalt ins unendliche steigt.. Trozdem wird der gesammtsalzgehalt in einem Altwasserbecken deutlich höher sein, als sich das Weichwasserfische aus Ihrer natürlichen Umgebung gewohnt sind. Auch die Keimdichte im Wasser kann 8muss aber nicht) zum problem werden.

    Altwasserbecken sind sehr speziell aber wenn die gut laufen, kann das problemlos funktionieren. Es sind einfach nicht alle Fischarten für diese Art der haltung geeignet. Antennenwelse scheinen (hab ich schon mehrmals gesehen) damit gut zurecht zu kommen. Auch rote neons (die ja eigentlich als ausgesprochene Weichwasserfische gelten) scheinen mit diesen Bedingungen gut zu recht zu kommen.

    Altwasseraquaristik ist ein ganz eigenes Feld der Aquaristik.. aber nichts für mich..
    Ich schwöre auf frisches Wasser.

    Grüess
    Aspi
     
  4. Mark70

    Mark70

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    hi

    ging auch einmal bei einem alten paar ein 250 l becken ausräumen und die füllten auch nur das verdunstete wasser nach. war langsam richtig gelb die brühe, hatten nicht mal nen filter, aber den fischis (kongosalmler, guppys, neons, welse etc.) gefiels anscheindend und waren teilweise sehr alte. bei mir zu hause, im "cleanen" wasser überlebten dann leider nicht so viele, da sie sich wohl die brühe gewohnt waren. muss noch dazu sagen, das becken des paares war durch und durch mit pflanzen verkrautet.

    gruss mark
     
  5. sunrider

    sunrider

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    salü

    Ich möchte zu diesem Thema auf diese Seite verweisen:
    http://www.deters-ing.de/Gastbeitraege/Altwasser.htm

    Als ich mich mit dem Thema auseinander gesetzt habe, war ich überrascht, dass es trotz vieler Aussagen doch möglich ist, ein solches, gut funktionierendes System zu haben.
    Ich bin aber auch der Meinung, dass die Bewohner des Beckens sorfältig ausgewählt und die Wasserwerte regelmässig kontrolliert werden sollten. Dann denke ich, steht einem solchen AQ nichts im Wege.

    Gruss Lukas
     
  6. Stefan79ch

    Stefan79ch

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    Hallo zusammen

    Ein sehr interessantes Thema! :shock:

    Ich würde mich irgendwie beim Gedanken nicht wohl fühlen einfach keine Wasserwechsel zu machen und ich kann mir kaum vorstellen wie das gehen soll. Ich möchte nicht wissen was für Nitratwerte ich messen würde, wenn ich "nur" 6 Wochen keinen Wechsel machen würde. :?

    Gibt es Erfahrungswerte bei welchen Wasserwerten (z.B. Nitrat, Härte, etc.) sich so ein Becken einpendelt?

    Wenn man jetzt ein Frischwasser- auf ein Altwasserbecken umstellen wollte, liesse man ja generell mal die Wasserwechsel weg. Kippt da unter Umständen nicht das ganze Gleichgewicht innert kürzester Zeit (Algen, Schadstoffe)?

    Gruss
    Stefan
     
  7. Liasis

    Liasis

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    Sind denn diese Altwasserbecken nicht stets dicht bepflanzt? Ich meine, ziehen nicht dann genau die Pflanzen die Schadstoffe wie Nitrit aus dem Wasser? Oder funktionieren auch pflanzenlose Altwasserbecken?

    Es ist ja so, dass in bestimmten Gebieten (z.B. Afrika, Zentralamerika) zur Trockenheit viele Fische auf kleinstem Raume in üblen Tümpeln leben. Da kommt ja lange Zeit auch kein Frischwasser dazu und es geht auch. Obwohl, dort ist es nur begrenzt, irgendwann regenet es ja doch einmal.

    Daniel
     
  8. Ricola

    Ricola

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    Hallo zusammen

    Also ich halte auch schon ein paar jahre lang fische und mache wasserwechsel vielleicht alle 3 oder 4 monate, manchmal sogar später.

    Ich hatte bisher nie probleme, fische sterben kaum und nachzuchten geliengen auch, ich denke es ist ansichtssache, vielleicht irre ich mich auch und ich sollte es doch öfters wechseln, aber so wie alles gedeiht und schwimmt bin ich von so vielen wasserwechseln nicht überzeugt.

    Gruss RIco
     
  9. sunrider

    sunrider

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    Hab bis jetzt auch nur mit dem 54l AQ etwas Erfahrungen in diese Richtung gemacht, wobei da nur Garnelen und Schnecken leben (=so gut wie kein Mulm) + leicht überdimensionierter HMF..

    Interessant ist, dass sich scheinbar Stoffe wie Nitrat auch auf anderen Wegen ab einer bestimmten Konzentration abbauen / umwandeln. Auch die Leitfähigkeit pendelt sich ein und steigt nicht ins Unermessliche.

    Aber wie gesagt, gibt es diese gewissen Grenzwerte, und mit denen müssen die Bewohner klar kommen.

    Grüsse Lukas
     
  10. Fritz

    Fritz

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    Aquarien vor 50 Jahren!

    Hallo Zäme

    Ja, seit mind. 50 Jahren sind Aquarianer, die etwas auf sich halten, der Meinung, dass Wasserwechsel nötig ist.

    Ich habe auch noch Leute erlebt die Stolz auf ihr uraltes teegelbes, aber sonst klares Wasser waren. Dieses Wasser war sicher ziemlich keimarm.
    Es wurde lediglich empfohlen den Mulm abzusaugen und etwa 1 x im Jahr den Bodengrund auszuwaschen. Was natürlich auch einen gewissen Wasserwechsel ergab.

    Ich glaube ab ca 1950 - 1960 setzte sich aber doch langsam die Erkenntnis durch, besser mehr Wasser zu wechseln. Wobei Viele das auch früher schon machten.
    Züchter kamen natürlich nur zum Erfolg, wenn sie genau wie heute, weiches, frisches, aber abgestandenes Wasser mit Torffilterung verwendeten.

    Extremes Gegenbeispiel : Im berühmten Goldfischkugelglas musste man täglich Wasser wechseln.

    Einer der Gründe warum das Altwasser funktionierte, war sicherlich der geringe Besatz und recht viele Pflanzen.

    Da gab es zum Beispiel in 80L:
    1 Pärchen Trauermantelsalmler.
    1 Pärchen Prachtbarben
    1 Pärchen Guppis
    eingeschleppte Schnecken



    Als ich mein erstes grösseres Becken einrichtete (1963, 180L),
    natürlich selbstgebaut, Eisenrahmen vom Dorfschlosser, Glas vom Glaser, Kitt vom AQ-Geschäft.

    Da kaufte ich meine 2 ersten AQ-Bücher von Günter Sterba und Hans Frey.
    Vieles darin ist auch heute noch absolut gültig.

    Vorher hatte ich bereits ca 8 Jahre lang ein 80L AQ. Dieses AQ hatte mein Vater ca um 1930 - 1935 in Betrieb. Da war ich aber noch nicht dabei :-D


    Auszug aus Inhaltsverzeichnis Günter Sterba 1961
    (nur ein kleiner Teil davon)

    - Die Härte des Wassers
    - die Bestimmung der Wasserhärte
    - Enthärtungsmethoden
    - Der Ph-Wert
    - Bestimmung des Ph-Wertes
    - Gerbstoffe und Torfextraktstoffe
    - Abbauprodukte des Stickstoff-Stoffwechsels im Wasser
    - Durchlüftung und Filterung
    - Pflege des Aquariums

    Der Bau von Vollentsalzungsanlagen mit 2 Austauschersäulen wird darin ebenso beschrieben. Ebenso die Regeneration derselben mit Salzsäure und Natronlauge. (mit den Harzen Permutit, Wofatit usw.)


    Laufende Wartung Zitat nach Hans Frey 1960

    Die laufende Wartung besteht darin, dass etwa jede Woche der angesammelte Mulm abgesogen wird. Mit Mulmglocke und Schlauch.
    Das abgesogene Wasser ersetzen wir durch gleichtemperiertes frisches Wasser.
    Es ist zu empfehlen in einem Glasballon immer eine gewisse Menge an Wasser vorrätig zu haben. Besser ist noch, dazu destilliertes Wasser zu verwenden, damit sich die Härtebildner nicht erhöhen.
    (Zum Teil gekürzt).

    Also mein Facit:
    Altwasserbecken, das war sehr viel früher, und sind seit mindestens 1960 nicht mehr Stand der Aquarientechnik.

    Frey empfahl zum Beispiel Flussand von feinerer bis mittlerer Körnung.


    War heute Abend ganz interessant, wieder einmal in den alten Büchern zu blättern. Eigentlich sind wir heute immer noch auf dem gleichen Stand wie vor 50 Jahren.
    Nur die Technik ist viel einfacher und besser geworden.
    Die Fischauswahl viel grösser.
    Osmoseanlagen gab es wohl noch nicht.

    Gruss, Fritz
     
    Last edited by a moderator: Mar 14, 2008

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