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Haltung und Vergesellschaftung von Scleropages jardinii

Dieses Thema im Forum "Haltung: Fische" wurde erstellt von Zigermandli, 25. August 2017.

  1. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    Grüss Euch

    Ich habe vor kurzem in einem Raubfischforum einen kleinen Bericht über meine bisherigen Erfahrungen mit der Haltung des australischen Arowanas (Scleropages jardinii) geschrieben und
    auch wenn sich hier nur sehr wenige Halter grösserer Raubfische tummeln, teile ich Ihn hier trotzdem auch noch. Vieleicht kommt ja der Eine oder Andere auf den Geschmack ;-)

    Gut ein Jahr ist es her, als ich mehr oder weniger geplant, meinen Jardinii erhalten habe. Winzig und blass war der Kleine, keine 6cm und äusserst scheu. Ich hielt es für eine gute Idee Ihn erst mal mit meiner Parachanna Obscura Jungfischtruppe ähnlicher Grösse aufzuziehen, was sich aber als grosser Irrtum herausstellte. Kaum hatte ich den Arowana eingesetzt machten die kleinen Obscura's Jagd auf den kleinen und kurz darauf schnappte einer zu. Gerade noch konnte ich schlimmeres verhindern und konnte den kleinen mit einer grossen Bisspur quer über den Bauch separieren. Glücklicherweise erholte er sich schnell obwohl sich die Bisspur und die verletzten Schuppen noch nach einem halben Jahr sichtbar waren.

    Aus den spärlichen Informationen im Netz und Literatur wusste ich, dass der Jardinii als Charakterfisch und äusserst aggressiv gegenüber anderen Fischen gilt. Daher war mein Plan ihn von Anfang an mit ähnlich grossen Fischen zu vergesellschaften. Seine ersten Mitbewohner waren Rotstrichbarben (Puntius denisoni) und das ging auch etwa eine Woche lang gut, danach ging es sehr schnell und er begann die Barben zu jagen und (obwohl fast gleich gross) zu fressen. Bevor er die Gruppe auffuttern konnte habe ich die Barben dann gerettet.

    Als nächstes startete ich den Versuch mit zwei halbwüchsigen Feuerstachelaalen (m.erythrotaenia) um die 25cm und das ging sehr gut, selbst bei der Fütterung gab es auf beiden Seiten keine Aggressionen. Mittlerweile hatte ich ihn vom 150L Aufzuchtbecken zu den Stachis in eine 300L Becken überführt. Er wuchs sehr schnell auf 20cm an und das Schubbenkleid und insbesondere die Flossen begannen sich erst blau, dann eher in richttung rot zu färben.

    [​IMG]

    Als er ca. ein halbes Jahr alt und um die 30cm war habe ich Ihn dann zusammen mit den zwei Stachis zu meinem grossen Feuerstachelaal und den Tigerbarschen (D.undecimradiatus) in ein 760L Becken gesetzt. Auch da funktionierte es auf Anhieb sehr gut und er ignorierte den restlichen Besatz.

    [​IMG] [​IMG]

    Nach einer Weile war dann mein 2000 Liter Becken bezugsbereit und ich beschloss erst den restlichen Besatz überzusiedeln und zwei drei Wochen einleben zu lassen und den Jardinii erst dann auch rüberzusetzen. Ich fürchtete, dass der Tapetenwechsel zu Revierbildung und Agressionen, des mittlerweile stattlichen Arowanas führen würden. Der Respekt war gross :-SS , doch das Übersiedeln und Angewöhnen an das neue Becken funktionierte tadellos

    [​IMG]

    Der Besatz bestand zu dieser Zeit aus 5 Tigern, 3 Feuerstachelaalen und dem Jardinii in 2000L. Danach beschloss ich den Besatz mit einer Dreiergruppe Channa Pleurophthalma zu erweitern. Das ging jedoch nicht lange gut, den ab dem Zeitpunkt als Arowana und Pleurophthalma ähnliche Grössen erreichten, war es vorbei mit der Ruhe und ich musste die Pleuro's evakuieren. Auch zeitweises rennen, umgestalten der einrichtung etc. brachte nichts. der Jardinii duldete die Channas keine Sekunde. Das bedeutete dass die Pleuros wieder ausziehen mussten.

    Später kam dann noch die gerettete Papua Weichschildkröte (Carttochelys insculpta) dazu und auch das funktionierte ohne jede Störung. Der Besatz bleibt jetzt so und harmoniert wunderbar.



    Der Jardinii hat denke ich mittlerweile die 40cm Marke geknackt und ist klar das dominante Tier im Becken und ausser bei der Fütterung ein sehr ruhiges Tier. Da er jedoch längst nicht ausgewachsen ist bleibe ich weiterhin auf der Hut und warte ab wie es sich entwickelt.

    Futter gibts hauptsächlich ganze Sardinen, Stinte, einheimischen frischen Fisch, Muscheln, grobes Krill, Riesencrevetten sowie ab und an eine Heuschrecke, damit er auch das Springen nicht verlernt ;)

    Soweit, so gut ........... Leider hab ich grad keine aktuellen Bilder oder Videos zur Hand, die werde ich noch nachliefern

    Gruss Thomas
     
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  2. Angel

    Angel

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    Hi Thomas

    Danke für den interessanten Haltungsbericht.

    Channa und Arowana sind sich vermutlich zu ähnlich, als dass sie sich nicht als Konkurrenten betrachten. Liest man oft, dass diese Vergesellschaftung schief gehen kann.

    Wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit dem "Kleinen".

    Liebe Grüsse

    Angel
     
  3. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    Sali Angel

    Die meisten Channaarten lassen sich ja ohnehin nicht vergesellschaften. Channa Pleurophthalma und Parachanna's sind die einzig mir bekannten Ausnahmen.

    Der Pleurophthalma ist ohnehin nochmal eine Spezialität für sich, da sie in Gruppen gehalten werden können und auch sonst eigentlich wenig channatypisches Verhalten an den Tag legen. Aber ich gebe Dir recht, dass vermutlich die Körperform und die selbe bevorzugte Beckenregion dazu geführt hat, dass sie durch den Jardinii nicht geduldet wurden.

    Naja ein Versuch wars wert ;) Der Jardinii ist halt schon recht speziell im Handling und besonders kratzbürstig, wesshalb er wohl auch nicht oft gehalten wird. Man muss wohl ein bisschen "EINEN AN DER WAFFEL" haben um sich so ein Tier zuzulegen, was für mich aber einen gewissen Charme ausmacht :D

    Die Herausvorderung ist dadurch aber auch, dass man sehr wenig infos und Erfahrungsberichte findet. Ausnahme sind natürlich die Asiaten und Ami's, wobei man die dortigen Haltungsstandards nicht wirklich auf unsere Becken anwenden kann. So muss man seine eigenen erfahrungen machen.

    Gruss thomas
     
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  4. Thomas Hürlimann

    Thomas Hürlimann

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    Hallo Thomas

    Klasse Tiere!

    Ich lese Deine Berichte immer mit grossem Interesse. Du bist irgendwie ein "verrückter Hund" .

    Aber, so Leute wie dich braucht es. Sind das Salz in der Fischsuppe :)

    Gruss

    Thomas
     
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  5. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    da hast du wohl recht :emoji_joy:

    aber so verrückt bin ich "glaube ich" nicht, da gibts noch ganz andere Kaliber :emoji_grin: aber ich bin schon der Meinung ein Hobby ist erst ein Hobby, wenn man anfängt es zu übertreiben :emoji_joy:

    Gruss thomas
     
  6. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    2 Jahre Jardinii

    Im Sommer wird der "kleine" 2 Jahre alt und hat nun wohl die 50cm geknackt :eek:



    Das Wachstum ist schon erstaunlich, zumal ich nur 3-4 mal die Woche füttere und weder hohe Temperaturen fahre noch irgendwelches Kunstfuter verfüttere. Mein Futterangebot besteht zu 80% aus Fisch wie Sardinen, Rotaugen oder selbstgefangenen Weissfischen am Stück. 20% machen dann Krebstiere, Muscheln und Insekten aus. Wichtig ist mir, dass ich das Futtertier immer am Stück und so verfüttere wie es ist. Mit Innereien, Panzer, Schale usw.

    Er hat vorallem auch an Masse zugelegt, was für die Art in der Grösse typisch ist. Im Gegensatz zu den grösseren schlankeren Artgenossen aus Südamerika die gut einen Meter gross werden, ist diese Art etwas bulliger gebaut und wird "nur" gegen 70cm gross. Sehr schön zu beobachten, ist die Fütterung, bei der er wie eine Feder hervorschnellt und zupackt oder auch gerne aus dem Wasser Springt um ein Insekt von der Pinzette zu erwischen.

    gruss Thomas

     
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  7. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    Jardinii Update

    Möchte Euch mal wieder mit einem Update versorgen.

    Grundsätzlich läuft es mit dem Jardinii sehr gut, was aber weiterhin eine Challenge darstellt ist die Vergesellschaftung. Ich hatte vor kurzem vorübergehend einen grossen Tigerbarsch (datnioides microlepis) aufgenommen und dachte dass es sich bezüglich der Vergesellschaftung gleich verhält, wie bei der bestehenden Gruppe. Anfangs sah es noch gut aus, denn der Tiger war recht zurückhaltend und stand seiner Natur gemäss die meiste Zeit unter einer Grossen Wurzel. Nach ein zwei Wochen wurde er besonders während der Fütterung offensiver und ab da war es vorbei mit der Ruhe. Der Jardinii begann den Tiger zu jagen zu rammen und zu beissen, so dass der Tiger nur noch kurz aus seiner Deckung kam um zu fressen.

    Zum Glück hatte ich unterdessen auch wieder einen guten Platz für das Tier finden, so dass sein Aufenthalt bei mir keine grösseren Verletzungen zu Folge hatte. Ich bin überzeugt, wenn man das so laufen gelassen hätte wäre er früher oder später Stress- oder Verletzungsbedingt erkrankt.

    Bisher dachte ich, dass nur Tiere mit ähnlicher Form als Konkurrenz angesehen und attackiert werden. Heute würde ich sagen, alles was offensiv agiert wird nicht akzeptiert. Seit der grosse Tiger weg ist, ist auch wieder Ruhe im Becken :)

    Hier noch ein paar Eindrücke von dem mittlerweile gut über 50cm grossen Tier

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    Gruss Thomas
     
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  8. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    schaut Euch mal diese Schuppen an ……

    [​IMG]

    Leider ganz schwierig, diesen Jardinii zu fotografieren. Sobald ich mit der Kamera hantiere, zieht er sich zurück und versteckt sich. Irgendwie hat er was gegen das Ding. Daher kann ich mehr oder weniger nur mit dem Tele aus ungünstigem Winkel fotografieren.

    Hoffe das legt sich irgendwann :rolleyes:

    gruss Thomas
     
  9. Pia21

    Pia21

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    Wunderschön Thomas !
    Vielleicht brauchst du ein Tarnnetz oder so ;)
    LG Pia
     
  10. A.H

    A.H Gönner/in

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    Richtig schönes Tier!

    Füttere den vor der Kamera, dann wird er sie lieben!
     
  11. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    Hilft nix, ausserdem ist dann das ganze Equipment nass und im Aquarium Partikelsturm :confused:

    Gruss Thomas
     
  12. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    Guten Morgen Zusammen

    Letztes Update zum Thema Haltung und Vergesellschaftung von S.jardinii:

    Wie einige von Euch wissen, habe ich den Besatz meines 2000l Beckens und somit auch den Jardinii, zugunsten des grösseren Umbaus des Beckens zum Paludarium, weitervermittelt. Über 3 Jahre lang habe ich meinen Kumpel vom Jungtier mit 4cm gehegt und gepflegt bis er schliesslich tatsächlich die 60cm Marke geknackt hatte (konnte Ihn beim ersten Umsetzen seit 2Jahren erstmals messen). Es tut schon ein bisschen weh ihn weggeben zu müssen, dennoch freut es mich, dass er nun weitaus mehr Platz, nämlich 5000l zur Verfügung haben wird.

    Daher nun einige der letzten Bilder, die ich von ihm gemacht habe:

    [​IMG]

    [​IMG]

    Was kan ich abschliessend über die Haltung und Vergesellschaftung sagen ?

    1. 2000l sind absolutes Minimum
    2. Die Vergesellschaftung ist nur mit extrem unterschiedlichen Tieren wie zB. Stachelaalen oder Schildkröten möglich, alles Andere wird früher oder später gefressen unterdrückt oder zu Tode gejagd/gebissen
    3. 3 Fütterungen pro Woche reichen nach dem ersten Jahr völlig für ein gesundes Wachstum
    4. 23-26°C ebenfalls
    5. Das Becken muss rundherum gesichert oder mit einem Netz abgedeckt sein. Feste Abdeckungen bergen die Gefahr, dass sich das Tier schwer verletzt.
    6. Jardinii's sind im Gegensatz zu ihren Südamerikanischen Kollegen nicht wirklich Oberflächenorientiert.
    7. Gefuttert wird wirklich alles was angeboten wird und das sollte man auch ausnutzen (Fisch, Wirbellose, Insekten etc.) und
      JA, er hat tatsächlich mal eine Banane gefressen
    8. Habe immer ein Ausweichbecken zur Hand
    Gruss Thomas
     
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  13. Ova fras-cha

    Ova fras-cha

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    Hallo Thomas,
    Ist wirklich sehr schön und kann mir gut vorstellen, dass es schwierig sein muss, ihn abzugeben ! Die Fotos sind bei Dir natürlich auch immer Spitze !!!

    Mich würde wundern, wie gross ist denn so ein Ausweichbecken bei Dir ? Und wie lange kannst Du so ein grosses Tier im Ausweichbecken lassen, ist es immer bereit und eingelaufen oder stellst Du es bei Bedarf jedesmal neu auf ?

    Vielen Dank fürs Teilen !

    Ciaoo
    Lucie
     
  14. Zigermandli

    Zigermandli Moderator

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    Sali Lucie
    Ich habe ja mehrere Becken zwischen 2000 und 200 Litern und ein 300l Becken läuft eigentlich immer "leer" . Ausserdem habe ich noch eine 300l GFK Box und einen 1000l Tank den ich zu Not in Betrieb nehmen kann. Da findet sich eigentlich immer eine Lösung.

    In der Regel verlegt man auch nicht das grösste Tier sondern muss eigentlich meist den Mitbesatz sprich einzelne Tiere in Sicherheit bringen etc.

    Was das Einlaufen angeht, so muss ich sagen, habe ich seit 10 Jahren kein Becken mehr eingefahren, denn wenn man meherer Becken in Betrieb hat, kann man neue Becken immer direkt animpfen und loslegen.

    Gruss Thomas
     

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